Ein Mischwald im Herzen von Brandenburg, Deutschland.

Zehrensdorfer Wald in Raben, Brandenburg

British Columbia mitten in Brandenburg: Neue Wege für einen zukunftssicheren Wald

Mitten im Naturpark Hoher Fläming befindet sich das Klimaschutzprojekt "Zehrensdorfer Wald”. Umgeben von hügeliger Landschaft und unweit der mittelalterlichen Burg Rabenstein wird der von Kiefern dominierte Wald mithilfe des Projekts zu einem klimaresilienten Mischwald umgebaut. So können die Widerstandsfähigkeit und die Biodiversität des Waldes gestärkt werden. Zudem werden in Zehrensdorf künftig jedes Jahr 2.173 Tonnen zusätzliches CO2 gespeichert. 

tCO2-Speicher
haWaldfläche
JahreLaufzeit (Minimum)

Die Herausforderung: 

✔️  CO2-Speicher optimieren  
✔️  Biodiversität erhöhen 
✔️  Arbeitsplätze vor Ort sichern 


Wer an einem warmen Sommertag durch den Zehrensdorfer Wald spaziert, kann in manchen Ecken Zitrus- und Orangennoten riechen. Sie stammen von den Douglasien, Colorado-Tannen und Großen Küstentannen, die hier im letzten Jahrhundert – vermutlich ohne Wissen der DDR-Führung, die damals sämtliche Wälder verwaltet hat – gepflanzt wurden. Es war wohl großes Glück, dass der damalige Förster des Zehrensdorfer Waldes direkt vor Ort in einem der Forsthäuser, die es auch heute noch gibt, gelebt und vor der eigenen Tür experimentiert hat. Für gewöhnlich konzentrierte man sich damals auf schnell wachsende Baumarten, was auch in Zehrensdorf dazu führte, dass hier vor allem Kiefern vorherrschend sind. Dennoch können sich Spaziergänger heute auf kleiner Fläche an Nadelbäumen erfreuen, die normalerweise im Westen Kanadas, in British Columbia heimisch sind.  

Heute, 50 Jahre später, kann Förster Christian Stuhlmann bestätigen, dass das Experiment erfolgreich war: Die Bäume kommen auch hierzulande gut mit dem veränderten Klima zurecht. Vielleicht sogar besser als viele heimische Baumarten. “Die Fichte haben wir komplett verloren. Für sie war es schon immer etwas schwierig hier, aber die steigenden Temperaturen im Sommer und der wenige Niederschlag in der Vegetationsperiode haben sie so sehr geschwächt, dass Schädlinge wie der Borkenkäfer leichtes Spiel hatten”, erzählt Stuhlmann. Auch die Weymouthskiefer und teils sogar die Eiche sind durch die Folgen des Klimawandels abgestorben. “In den letzten 10 Jahren ist das Klima außer Rand und Band geraten. Das lässt sich in den Wäldern sehr gut erkennen.” Dürren, Waldbrände, orkanartige Stürme und Schädlinge stellen Forstbetriebe vor immer größere Herausforderungen. Es gilt, Wälder möglichst schnell an die neuen Bedingungen anzupassen.

Eine Luftaufnahme die großflächige Auswirkungen durch monokulturelle Wälder verdeutlicht.

Monokulturelle Wälder sind durch den Klimawandel besonders gefährdet. (Foto: Christian Stuhlmann)

“Existenzen werden davon abhängen,
wie sich das Klima verändert.” 

Nicht nur, dass einzelne Baumarten für das heutige Klima nicht mehr gewappnet sind. Großflächige Monokulturen, wie man sie in deutschen Wäldern häufig vorfindet, sind besonders anfällig für Schädlinge und Extremwetterereignisse.  

Eine Folge des Waldsterbens, die wir hautnah zu spüren bekommen: Wenn wir immer mehr Wald verlieren, erhöhen sich die Spitzentemperaturen im Sommer und Wetterextreme nehmen zu. Denn Niederschlag entsteht nur, wenn es Verdunstung gibt. Bäume setzen Wasser in die Atmosphäre ab; es entstehen Wolken, die das Wasser schließlich in Form von Regen freilassen. Regelmäßig empfängt Stuhlmann Besucher aus Berlin und Umgebung zu Waldexkursionen: “Ich sage den Leuten immer: ‘Sorgt dafür, dass es um die Stadt herum dicht bewaldet bleibt.’ Es macht einen Unterschied, ob wir im Sommer künftig 40 oder 44 Grad haben werden.”


Wie das Klimaschutzprojekt von OCELL unterstützt: 

Um seinen “Lieblingswald” in Raben klimaresilient zu machen und Ökosystemleistungen zu optimieren, setzt Stuhlmann auf verbessertes Forstmanagement, bei dem ihm die Dynamic Forest Software von OCELL unterstützt, und durchmischt den bestehenden Wald unter anderem mit nicht-heimischen Baumarten.

“Biodiversität ist der Schlüssel für das, was jetzt kommt.”  

“Unsere Wälder sind im Moment sehr fragil, instabil und hochrisikobelastet”, sagt Christian Stuhlmann und betont, wie wichtig es ist, wieder mehr Balance herzustellen. Und so führt er Maßnahmen, die einer seiner Vorgänger im Kleinen eingeführt hat, nun in der Breite fort und pflanzt nordamerikanische Bäume wie Douglasien, Große Küstentannen und Roteichen. Zusätzlich setzt er auf einheimische Laubbäume wie die Eiche, Hainbuche und Ahorn, aber auch auf Esskastanien und die Baum-Hasel. “Das ist wie an der Börse. Da setze ich auch nicht nur auf eine Aktie”, erklärt Stuhlmann. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass gemischte Waldflächen bestimmte Schaderreger gegenseitig blockierten; Schädlinge sich also in der einen Baumart nicht ausbreiteten, wenn eine andere Baumart danebensteht. Doch von der Diversität profitieren nicht nur die Bäume: Rehe, Wildschweine, Eidechsen, Schlangen, Seeadler, Schwarzstörche und unzählige Fledermausarten, die sich in den alten Laubbäumen wohlfühlen, sind im Zehrensdorfer Wald beheimatet.

Eine Nahaufnahme einer fliegenden Fledermaus. (Foto: CreativeNature)

Unzählige Fledermäuse sind im Zehrensdorfer Wald Zuhause. (Foto: CreativeNature)


Stuhlmann ist es wichtig, die natürlichen Prozesse des Waldes zu fördern. So lockert er beispielsweise den Waldboden auf – in der Forstsprache nennt man das Bodenverwundung, damit herabfallende Samen von Birken oder Eicheln keimen und sich selbst vermehren können. Doch damit ist es längst nicht getan. Die Flächen müssen gepflegt werden: Gras mähen, Zäune zum Schutz vor Wild aufstellen, Sitzkrücken für Greifvögel aufstellen, damit diese Mäuse jagen können, die ansonsten in großer Menge Jungbäumen schaden würden. Der Wald ist ein komplexes Ökosystem, das Stuhlmann sehr umsichtig und naturnah bewirtschaftet. Das Holz ist wichtiger, nachwachsender Rohstoff für nachhaltiges Wohnen und Bauen und speichert so über Jahrzehnte den gebundenen Kohlenstoff. Im Wald selbst können durch Maßnahmen zum verbesserten Forstmanagement in den nächsten 30 Jahren auf einer Fläche von über 1.043 Hektar 65.195 Tonnen zusätzliches CO2 gespeichert werden. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen CO2-Verbrauch von 6.209 Menschen in Deutschland.

Aufnahme die eine Naturverjüngung und Pflanzungen unter Kiefernschirm​ zeigt.

Diese Kiefern werden von Förster Christian Stuhlmann mit anderen Baumarten durchmischt, um den Zehrensdorfer Wald klimaresilienter zu machen. (Foto: Christian Stuhlmann)


Mit seiner naturnahen Forstwirtschaft will Christian Stuhlmann den Wald zukunftssicher machen. Zum Beruf des Försters gehört es dazu, langfristig zu planen. “Ich denke in 100 Jahren, obwohl ich selbst nichts mehr davon haben werde.” Wer aber auch heute schon von Stuhlmanns umsichtiger und nachhaltiger Arbeit profitiert, sind die lokalen Unternehmen, mit denen er für die Bewirtschaftung des Waldes zusammenarbeitet. Die ländliche Region hängt stark von der Forstwirtschaft ab. Der Zehrensdorfer Wald schafft somit wichtige Arbeitsplätze und stärkt die Wirtschaft.

Profilbild des Försters Christian Stuhlmann.

Der Förster: 

Christian Stuhlmann studierte in Dresden, einem der traditionsreichsten Standorte für Forstwissenschaften weltweit. Zu seinem Beruf ist er eher per Zufall über das Jagdhornspielen gekommen und lernte so junge Förster aus der Region kennen. Die Begeisterung für diesen kreativen Beruf, mit dem sich die Zukunft mitgestalten lässt, ist entstanden. Heute verantwortet Stuhlmann als selbständiger Forstsachverständiger und stets in Begleitung seiner Dachsbracke Greta verschiedene Wälder in Brandenburg und versteht sich als Treiber für Innovation und Digitalisierung im Wald. Dass Stuhlmann gerne neue Wege geht, zeigt sich unter anderem darin, dass er einer der ersten Förster war, der zusammen mit dem Waldklimastandard CO2-Projekte aufgesetzt hat.

Erfahren Sie hier mehr über dieses Klimaschutzprojekt.

Dieses Projekt trägt zu folgenden Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen bei:

Bild der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) 3, 6, 8, 12, 13, 14, 15.

Möchten Sie mehr über das Klimaschutzprojekt im Zehrensdorfer Wald erfahren?

Wir beraten Sie gerne.